Willkommen bei der BUND Kreisgruppe Rhein-Lahn!

BUND Kreisgruppe Rhein-Lahn
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Willkommen bei der BUND Kreisgruppe Rhein-Lahn!

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) setzt sich für den Schutz unserer Natur und Umwelt ein, damit die Erde für alle, die auf ihr leben, bewohnbar bleibt. Die Kreisgruppe Rhein-Lahn trägt mit ihren Projekten zum aktiven Umweltschutz bei. Interessierte Bürger, passive Mitglieder und aktive Umweltschützer sind gleichermaßen bei uns willkommen. Kommen Sie einfach bei uns vorbei, schreiben eine Mail oder stöbern vorerst auf unserer Seite!

Die Erderhitzung steigt – das Gesundheitsrisiko ebenfalls.

Koblenz muss städtisches Grün unbedingt erhalten - dies lässt sich auch auf Orte im Rhein-Lahn-Kreis übertragen

Das Thermometer steigt, tags fast an die 40-Grad-Grenze, nächtliche Erholung ist kaum möglich. Auch Koblenz erlebt gerade den vierten Hitzesommer in Folge. Wer kann, flüchtet in den Schatten oder in kühlere Gebäude, sofern vorhanden. Mit gutem Grund: Hitze tötet oder macht krank. Die Sterblichkeitsrate steigt überall, insbesondere bei empfindlichen Personengruppen wie Kindern, Schwangeren, Älteren oder durch Krankheit Vorbelasteten. 60 000 Todesfälle werden im letzten Jahr in Europa den Hitzewellen zugerechnet.

Die Klimakrise hat fatale Gesundheitsfolgen, auch im Raum Koblenz: Dutzende Hitzetote können hier vermutet werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND fordert darum: „Klimaanpassung und Vorsorge sind wichtiger denn je. Die Klimapolitik muss dringend nachgeschärft werden, bundesweit und in unserer Kommune. Das beginnt ganz konkret beim Erhalt der viel zu spärlichen Grün- und Gartenflächen und der noch vorhandenen Bäume.“

Der Umweltverband kritisiert erneut den mangelnden Hitzeschutz bei städtischen Bauplanungen: „Leider hat Koblenz die Erderhitzung offenbar nicht hinreichend auf dem Schirm. Wie kann es sonst sein, dass auch 2023 die Fällung von Bäumen und die Beseitigung von Grüninseln Hochkonjunktur hat? In der Südallee, an der Mozartbrücke Oberwerth, beim Garten Herlet in der Altstadt und in Lützel fällt aktuell oder in Kürze viel Grünvolumen Bauprojekten zum Opfer. Der Protest dort wächst und ist aus unserer Sicht weitestgehend berechtigt“, so der Kreisgruppen-Vorsitzende Egbert Bialk. Seine Begründung: „Etwas Fassadengrün oder geplante Reihen von Bäumchen mögen vielleicht chic aussehen. Und sicher ist den Planern aufgetragen, einen gewissen Ausgleich zu schaffen. Aber das genügt nicht in einer Stadt im Klimanotstand. Denn bis die neuen Pflänzchen ausreichend Schatten werfen und Sauerstoff und Verdunstungskühle produzieren wie die alten Bäume, vergehen Jahrzehnte. Diese Zeit haben wir nicht, weder für die Klimaanpassung und den natürlichen Hitzeschutz noch für die Eindämmung der weiteren Erderwärmung.“

Als Sofortmaßnahme fordert der BUND: „Wir brauchen darum einen Rodungsstopp für alle größeren Gehölze. Denn mit jedem Baum, der jetzt fällt und mit jedem Jahr der Untätigkeit bei der Ursachenbekämpfung kommen wir Kipppunkten näher, die uns noch wehtun und teuer zu stehen kommen.“

Darüber hinaus mahnt der BUND ein umfassendes Hitzeschutzkonzept zum Erhalt verträglicher Lebensbedingungen in Koblenz an. Die gesamte Stadtentwicklungspolitik müsse grundlegend umlenken und sich auf weiter steigende Temperaturen einstellen: „Schattenplätze und kühlende Grünflächen müssen erhalten und ausgeweitet werden. Hinzu kommen Wasserstellen, Abkühlungsräume und Verzicht auf sich aufheizenden Asphalt und Beton. Die Wärmeinseln in unserer Stadt müssen minimiert, Flächen entsiegelt und Kaltluftströme aus dem Umland geschützt werden, wie zum Beispiel durch den Moselweißer Hang. Was besonders fehlt, sind aber innerstädtische Parks und durchgängige Grünzüge in den Straßen und Plätzen mit großkronigen Bäumen und Erholungsräume im Zentrum. Die Fehler des völlig versiegelten Zentralplatzes dürfen sich nicht wiederholen. Eine lebenswerte Stadt darf nicht nur den Interessen von Investoren nachgeben, sondern muss seine natürlichen Lebensgrundlagen schützen und entwickeln“, so Bialk.

Ergebnissen des Koalitionsausschusses

Diese Ampel-Regierung katapultiert uns in die Klimakatastrophe!

„Statt ambitioniert den Klimaschutz in allen Bereichen voranzubringen, wird das Klimaschutzgesetz verwässert und ein untätiger Verkehrsminister belohnt“, kritisiert die Landesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Rheinland-Pfalz. „Wissing hat nicht einmal versucht, die Sektorziele seines Ressorts zu erreichen. Nun hat man ihm diese Aufgabe abgenommen. Andere Ressorts sollen für ihn die Arbeit machen. Er kann sich darauf konzentrieren über 140 klimaschädliche und naturzerstörende Straßenprojekte beschleunigt voranzutreiben.“ Dass Kanzler Scholz in diesem Zusammenhang von „sehr, sehr, sehr guten Ergebnissen“ spreche und die Grünen einer so ausufernden Straßenplanung zugestimmt hätten, sei ein Armutszeugnis. Das könne auch nicht durch verpflichtende Fotovoltaik-Anlagen an den neu gebauten Straßen wettgemacht werden. „Man muss weder eine Straße neu- noch ausbauen um Fotovoltaikanlagen zu errichten“, meint Yacoub. „Im Gegenteil, die Flächen, die von neuen Straßen eingenommen werden fehlen dem Natur- und Klimaschutz und auch der Landwirtschaft.“

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Resonanz….

   Wie stark und beeindruckend die Natur auf unser Handeln reagiert, durften die Menschen der Schönborner Solidarischen Landwirtschaft in diesem Jahr besonders erleben.

   Ein kleiner Blick zurück: Schönborn, im südlichen Teil des Rhein-Lahn-Kreises gelegen, hat eine Reihe von zukunftsweisenden Innovationen vorzuzeigen (z.B. eine der größten Voltaik-Anlagen des Kreises in Gemeinde-Eigentum) und hier gibt es auch die einzige aktive BUND-Ortsgruppe des Kreises.

   2020 formierten sich engagierte Menschen zum Verein „Schönborner Solidarische Landwirtschaft e.V.“ und dieser Verein produziert seitdem für den Eigenbedarf 30-36 Gemüsekisten wöchentlich – selbstverständlich in Bioqualität – auf gepachtetem Land eines Biolandbetriebs.

   Der lehmige Ackerboden war durch die bisherige Traktor-Bearbeitung verdichtet und im Zentrum der ersten Aktivitäten der Menschen auf dem Gemüsefeld stand die Boden-Aufwertung. Dies geschieht für den besseren Anbau und auch für die Carbonisierung, die Steigerung der CO2-Speichefähigkeit. Welch ein schönes Gefühl, unter fachlicher Leitung mit vielen Generationen bis zum Krabbelkind und Tragling das Essen gemeinsam anzubauen! Wie sie staunen, die Kleinen, und sich freuen mit uns zu buddeln und Möhren direkt aus der Erde in den Mund zu stecken.

   Seit drei Jahren werden für unser Essen auch tausende von Transportkilometern eingespart, ganze Tonnen von Verpackungsmaterial werden nicht gebraucht, sind somit kein Müll und müssen so gar nicht erst hergestellt werden!

   Ja, es stimmt: manchmal muss ich Endivien essen, wenn ich im Supermarkt mir eher eine milde Gurke gekauft hätte. Auch sehen manche Gemüse eigenwillig aus. Ich bin mit meinen Wünschen eben nicht mehr der alleinige Maßstab und das ist gut, oft gesünder und macht auch bewusst dankbar, ein Teil des Ganzen zu sein. Was ist die Schlabbergurke gegen das gemeinsame Lachen über Erdflöhe an unseren Radieschen?

   Viele kleine Wesen nehmen Anteil an unserem Gemüsefeld und freuen sich, wie von Monat zu Monat der Humus üppiger und die Erde fluffiger wird. Die ökologisch wachen Sinne nehmen überall wahr, wie die Natur zu unserem Tun eifrig in Resonanz geht. Die Erde riecht anders, es sind viele verschiedene Tiere plötzlich zu hören (Vögel und Kröten z.B.) und zu sehen, auch wird der Boden von Monat zu Monat dunkler und weicher. Die Krönung war in diesem, unserem dritten Jahr der Schwalbenschwanz, ein seltener und stark bedrohter Schmetterling. Wie toll, dass er unser Fenchelbeet für seine Raupen würdig fand!

   Wenn Du da so am Beikräuter rupfen bist und dieser wunderschöne Falter an Dir vorbei flattert, dann ist das wie ein Dankeschön-Kuss der Natur für unseren Einsatz.

Was für eine liebevolle Resonanz!                                                            Jeannette Wilke im Oktober 2022

SolarOffensive in Schönborn

Graf Schönborn Hallen in der Gemeinde Schönborn

Ein Interview von Jeanette Wilke und Marie Fasel mit Bernd Roßtäuscher, dem Bürgermeister von Schönborn.

Er erläutert im Video den Hintergrund der Namensgebung der Hallen und erzählt mehr zur Geschichte des Gewerbegebiets in Schönborn. Auch wird darauf eingegangen, wie sehr sich das Investment für die Gemeinde rentiert. Am Ende spricht Herr Rößtäuscher einen Appell an andere Gemeinden aus, sich in Bezug auf die Energiewende über Projekte wie die Graf Schönborn Hallen Gedanken zu machen und „auch mal was [zu] riskieren“ und „Mut [zu] zeigen“.

Maximalleistung: 262,5 kWp

Kosten: 1,3 Mio. €

CO2-Einsparung: 200 t pro Jahr

Auf das Bild klicken und Video starten:

„Mittelrheinbrücke“: Fährverkehr statt Naturzerstörung

Mainz. In einer gemeinsam erarbeiteten Stellungnahme sprechen sich die rheinland-pfälzischen Naturschutzverbände BUND, NABU und GNOR gegen die Planungen für die seit Jahrzehnten umstrittene Mittelrheinbrücke zwischen St. Goar und St. Goarshausen aus. Fachliche Unterstützung hatten sie von der Bürgerinitiative Rheinpassagen und dem VCD Landesverband Rheinland-Pfalz erhalten.

Im Februar war das Raumordnungsverfahren formell eingeleitet worden. Die Auswirkungen von insgesamt sechs Varianten – drei verschiedenen Brückenbauwerken, einem Tunnel sowie zwei Varianten eines optimierten Fährbetriebes – wurden geprüft. Eine Brücke „in Tieflage außerhalb“ zwischen den Ortsteilen Fellen und Wellmich wurde in den Gutachten als die verträglichste Variante herausgestellt. Dieses Ergebnis basiert aber nach Einschätzung der Verbände auf falschen Annahmen und Berechnungen. So wurde nicht berücksichtigt, dass die Fähren nach Fertigstellung einer festen Querung ihren Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen einstellen. Die Landesregierung ist unterrichtet worden. Damit ginge ein wichtiger Bestandteil des Weltkulturerbes Mittelrhein und einer touristischen Attraktion in Europa verloren.

Zudem müssten Autofahrer*innen, Fußgänger*innen und Radfahrer*innen große Umwege in Kauf nehmen, ebenso der Nahverkehr mit Bussen. „Wo heute mittels Einbindung der Fähren in den ÖPNV-Tarif (VRM-Tarif-Anerkennung) attraktive Rheinquerungen mit Anschlüssen an Bus und Bahn an beiden Ufern möglich ist, wird in Zukunft keine Nutzung des ÖPNV über den Rhein möglich sein, da die Brücke über drei Kilometer von den Bahnhöfen entfernt stehen soll und Busverbindungen über die Brücke nicht in Planung und Kostenrechnung berücksichtigt sind“, kritisiert Mario Pott (VCD) die einseitige Planung für den Kfz-Verkehr und gleichzeitige Verschlechterung der klimafreundlichen Verkehrsmittel. Es führt dazu, dass die Mittelrheinbrücke in ihrer Summe für die Bürger*innen mehr Nachteile als Vorteile haben wird.

Die Lage würde noch zusätzlich dadurch verschlechtert, dass die Brücke bereits ab einem Hochwasserpegel von 5,40 Metern nicht mehr umfassend nutzbar wäre, da dann die Überflutungen der Rhein-Parallelstraßen B 42 und B 9 einsetzen. Diese Situation tritt mehrfach jährlich ein. Bei einem Pegel von 5,80 Meter wäre die Brücke rechtsrheinisch nicht mehr erreichbar. Die Fähren könnten dann noch fahren; bei einem Ausbau der Rampen und Zufahrten sogar noch bis zu einem weitaus höheren Wasserstand.

Zudem ist völlig ungeklärt, wie mit der künftig zu erwartenden hohen Verkehrslast auf der L 334 aus Richtung Taunus umgegangen werden soll. Die von der Wirtschaft und der Politik geforderte Anbindung an die Autobahnen A 3 und A 61 zur Verbesserung des regionalen Verkehrs ist hier besonders kritisch zu sehen. Eine linksrheinische Anbindung an die A 61 kann nur geschaffen werden, wenn neue Zufahrten in Richtung Rheinhöhen gebaut werden. Dies würde Eingriffe von erheblichem Umfang in Natur und Landschaft erfordern. Die schmale und kurvenreiche Strecke, die von St. Goar in den Hunsrück führt, lässt einen Schwerlastverkehr nicht zu.

Insgesamt ist die Verkehrsuntersuchung unvollständig und nicht fundiert. Die zusätzlichen Verkehrsbelastungen der neu entstehenden Verbindung zwischen den Autobahnen sowie durch den Wegfall der Fähren werden nicht berücksichtigt. Die herangezogenen Baukosten der Brücke sind grob falsch dargestellt und um mindestens die Hälfte zu niedrig. 

Im Wellmicher Bachtal befinden sich Wildkatzen- und Wildtierwanderkorridore von europaweiter Bedeutung. Das Gebiet um das westliche Gründelbachtal mit seinen Seitentälern ist ein Kernlebensraum der Europäischen Wildkatze. Durch die prognostizierte Verkehrszunahme in den Seitentälern – insbesondere auf der L 334, für die bei einer Realisierung der Vorzugsvariante mit einer Verdreifachung des Verkehrsaufkommens zu rechnen ist – werden diese Wanderwege und Lebensräume weiter zerschnitten, die Zahl an Wildunfällen wird steigen. Das Landschaftsbild wird massiv beeinträchtigt, dauerhaft verändert und zerstört.

In von der Presse veröffentlichten Fotomontagen wird die Höhe der „Brücke in Tieflage“ verniedlicht. Die tatsächliche Höhe von 27 Metern über Normalwasserspiegel ist vergleichbar mit der Pfaffendorfer Brücke in Koblenz und der Schiersteiner Brücke in Mainz. „Eine Verkehrswende sieht jedenfalls anders aus“, sagt Michael Carl, stellv. Landesvorsitzender des BUND. „Ganz abgesehen von der Gefahr, dass dem Mittelrheintal als einzigartiger Kultur- und Naturlandschaft der Status des Weltkulturerbes abhandenkommen könnte. Dieses Risiko gehen die politisch motivierten Brückenbefürworter*innen bewusst ein. Die damit riskierten Gefahren für den Tourismus, der im Mittelrheintal ohnehin in vielen Fällen darniederliegt, wollen sie bewusst nicht erkennen.“

Dazu sagt Karlheinz Witt (GNOR): „Statt ein raumordnerisches Konzept für die Zukunft zu entwickeln, wird in die alte Werkzeugkiste aus den 60er- und 70er-Jahren gegriffen: Straßenbau (Brücke) als vermeintlicher Retter.“ Ein reiner Fährbetrieb, auch mit einem erweiterten Konzept, wird nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, sondern dient nur als Vergleich, um rechtliche Anforderungen formal zu erfüllen. Dabei sollte eigentliches Ziel einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Regionalentwicklung sein, die vorhandenen Begrenzungen durch die Geomorphologie zu respektieren und zur Grundlage zu machen: Stichwort „Romantisches Rheintal“ in einer modernen Form.

Das enge Durchbruchstal des Mittelrheins bietet keinen Raum für große Siedlungs- und Verkehrsflächen. Stattdessen müssen kleinstrukturierte Betriebe und Einrichtungen rund um Weinbau und landschaftsbezogenen Tourismus gefördert werden. Ein weiteres wesentliches Ziel muss die Reduzierung der vorhandenen Umweltbelastungen durch die Verkehrswege sein, kein „Anlocken“ neuer, zusätzlicher Verkehre.

„Grundsätzlich weist der Bau der Mittelrheinbrücke in die falsche Zukunft“, so Carl. „Die notwendige Umstellung unseres kompletten Lebensstils, die als Ziel auch mehr und mehr in die Politik Einzug hält, erfordert, dass solche Projekte der Vergangenheit angehören. Es wird zu einer deutlichen Reduzierung des Individualverkehrs kommen müssen, was neue Brücken- und Straßenprojekte in Zukunft unnötig machen wird.“

Für Rückfragen:

  1. BUND RLP:
    Michael Carl, 02620 8416
    Charlotte Reutter, 06131 62706-23
    Michael Albrecht (KG Rhein-Lahn), 06432 7541
    Ilka Hündorf (KG Rhein-Hunsrück), 06744 7366
  2. GNOR: Karlheinz Witt, 06430 91053
  3. NABU: Winfried Lieber, 06432 83188
  4. BI Rheinpassagen: Klaus Thomas, 06742 938181
  5. VCD RLP: Mario Pott, 0171 5188831

Welterbe Oberes Mittelrheintal in Gefahr

Kahlschlag auf dem Loreleyplateau

  • Bebauungsplan und Umweltverträglichkeitsprüfung fehlen
  • Trotzdem: Der Investor schafft Fakten
  • Alte Baumbestände sind abgeholzt

Das Loreleyplateau wird umgebaut.

Eine kurze Zusammenfassung zum Hintergrund: Der Investor (NIDAG) hatte 2012 den Bau eines Hotels auf dem Loreleyplateau beantragt. Wegen der Größe (28.000 m/2 und 600 Betten) wurde das von der UNESCO als nicht welterbeverträglich abgelehnt. Die UNESCO empfahl den Bau eines kleineren Hotels und die Ausschreibung eines Architekturwett-bewerbs für dessen Gestaltung. Gemeinsam mit ICOMOS wurde ein Sieger aus diesem Wettbewerb ausgewählt und zum Bau vorbereitet. Der Bebauungsplan wurde erstellt und letztlich auf der Basis dieses siegreichen, als Weinberg gestalteten Hotels rechtskräftig. ICOMOS blieb bis dahin eingebunden.

Gebaut werden soll nun aber ein vom Siegerentwurf völlig abweichendes Hotel und Feriendorf mit insgesamt mindestens 720 Betten auf 37.500 m/2 Grundfläche.

Jetzt hat der Investor nahezu alle Bäume auf seinem Bauplatz auf dem Plateau entfernen lassen. Der Investor hat Fakten geschaffen für den schnellen Baubeginn. Ein Bildband ist beigefügt.

Die BI Rheinpassagen hat sich vor Ort zum Ausmaß der Aktion „Bäume weg für ein Feriendorf“ auf dem Loreleyplateau informiert. Nach der Veröffentlichung des Investors hat er etwa 20 Bäume auf dem ehemaligen Campingplatz auf dem Plateau fällen lassen.   Tatsächlich sind aber etwa 100 Bäume gefällt (eher mehr). Ein kleiner Rest in der Mitte des Grundstücks ist stehen geblieben, wohl als Alibi. Viele Bäume sind offensichtlich schon bis zu 100 Jahre alt, sie haben Stammdurchmesser von bis zu einem Meter. Der Investor sagt auch, er habe mehrere großstämmige Bäume verschont und als Ausgleichsmaßnahme Nistkasten aufgehängt. Die Bäume fällen, den Lebensraum der Tiere zerstören, dafür aber Nistkästen aufhängen Das ist angesichts der riesigen Umweltzerstörung geradezu zynisch.

Das Grundstück ist bis zu den Abrisskanten zum Rhein als Bauplatz eingerichtet. Selbst in die besonders streng geschützten Rheinhänge wurde eingegriffen. Gleichzeitig wird die Bevölkerung ausgeschlossen – der imposante Blick ins Tal wird nur noch den zahlenden Gästen im Hotel gewährt!

Jedes noch so niedrige Haus auf dem Plateau wird zukünftig sowohl aus dem Tal, insbesondere aber von der gegenüberliegenden Rheinseite vom Aussichtspunkt „Maria Ruh“, von den Rheinhöhen um Urbar und natürlich auch vom rechtsrheinische Aussichtspunkt „Spitznack“ zu sehen (siehe Bildband).

Der Investor stützt sein Recht zum Handeln auf eine Genehmigung der Landschaftsschutz-behörde bei der Kreisverwaltung Rhein-Lahn. Sie habe diese Rodungen auf Antrag hin genehmigt.

Dagegen erklärt Landrat Puchtler den Kahlschlag auf dem Plateau mit dem aktuellen Bebauungsplan, der keine Genehmigung zum Fällen der Bäume erforderlich macht. Mit dem Bebauungsplan für das Loreleyplateau sei die Maßnahme gedeckt, so der Landrat im SWR Videotext vom 10.2.2021 (liegt an).

Für die neuen, nicht mit der UNESCO abgestimmten Bauabsichten des Hotels mit Feriendorf gibt es keinen rechtskräftigen Bebauungsplan. Der vom Landrat zitierte Bebauungsplan war aufgestellt worden für ein Hotel auf der Basis eines international ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs. Der ausgewählte Siegerentwurf sollte etwa 220 Betten umfassen und besonders landschaftsverträglich als Weinberg gestaltet werden. ICOMOS war als Beratungsorgan der UNESCO in den Realisierungswettbewerb eingebunden.

Gebaut werden soll jetzt aber ein Hotel mit angrenzenden Ferienhäusern mit zusammen etwa 720 Betten. Der Bodenverbrauch ist entsprechend groß – 37.500qm. ICOMOS ist in die neuen Baupläne nicht einbezogen, die Planungen sind nicht mit der UNESCO abgestimmt.

Auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung ist nicht durchgeführt. Die hatte der Rhein-Lahn-Kreis abgelehnt.

Die hatte der Rhein-Lahn-Kreis auch für den sog. „Landschaftspark“ auf dem Loreleyplateau als nicht erforderlich eingestuft (Anlage).

Bürgerinitiativen und die Naturschutzverbände wurden leider im Vorfeld dieser neuen Bauabsichten nicht beteiligt. Die Zivilgesellschaft bleibt hier außen vor. Die Verfahrensart war so gewählt, dass diese Organisationen nicht notwendig waren. Dies ist schon mehr als befremdlich, da Landrat Puchtler sonst immer so viel Wert auf das Ehrenamt legt!

Die ICOMOS hatte auch festgelegt, dass Gebäude auf dem Plateau nicht aus dem Rheintal gesehen werden dürfen. Mit der jetzt erfolgten „Freilegung“ des Loreleyplateaus wird in diese festgelegten Sichtachsen hineingebaut, alle Gebäude werden auch aus dem Tal zu sehen sein. Ein klarer Verstoß gegen diese Vorgaben.

Das ist ein extrem gefährliches Spiel. Sollte die UNESCO dieses Feriendorf oder das Bauen in den Sichtachsen nicht akzeptieren, kann nur ein Schritt folgen: Der Eintrag in die Rote Liste der gefährdeten Welterbestätten für das gesamte Obere Mittelrheintal und dann folgend die Aberkennung des Welterbetitels für das gesamte Welterbetal.

Die BI Rheinpassagen hat Landrat Frank Puchtler gefragt, wann und warum der RLK von den durch die UNESCO akzeptierten Bebauungsplänen abgerückt ist. Die Gefährdung des Welterbetitels muss ja auch dort gesehen worden sein. Warum wird diesem neuen Hotel- und Feriendorf ein gültiger Bebauungsplan bescheinigt, obwohl die Bebauungsplanungen auf dem Siegerentwurf fußen? Die BI hat bisher keine Antwort erhalten.

Der Bürgermeister der VG Loreley, Mike Weiland schreibt der BI: „Nicht zuständig“.

Die BI Rheinpassagen prüft derzeit, ob auch geschützte Bäume von der zweifelhaften, die Umwelt zerstörende Abholzaktion betroffen sind. Darüber hinaus sind Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Umweltministerin Anne Spiegel um Stellungnahme gebeten worden.

Der BUND und die BI Rheinpassagen fordern in Schreiben an diese Verantwortlichen in der Landesregierung den sofortigen Stopp aller weiteren Baumaßnahmen auf dem Loreleyplateau bis ein rechtsgültiger Bebauungsplan aufgestellt ist und eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorliegt. Außerdem wird gefordert, die UNESCO endlich darüber zu informieren, dass deren Anregungen zum Bau eines kleineren Hotels nicht umgesetzt werden. Die Gründe dafür sollen nicht nur der UNESCO, sondern auch den Bürgern im Land erklärt werden.

Das Welterbe Oberes Mittelrheintal steht auf dem Spiel, nur weil die zuständigen Behörden im Land einfache Regeln der Kommunikation nicht umsetzen und der UNESCO die von ihnen geschaffenen Tatsachen verschweigen. Dabei ist das neue Feriendorf ohne jeden natürlichen Sichtschutz an dieser so exponierten Stelle wirklich nicht übersehbar.

Klaus Thomas                                                            Michael Albrecht
Rheinpassagen                                                          BUND im Rhein-Lahn-Kreis

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